Didis Bücherturm

Sonntag, 12. Januar 2014

Autobiografisches Schreiben

Im Moment lese ich zur Einstimmung auf ein großes Projekt einige Autobiografien und Memoiren - z.B. Leo Lionni, Sting, Hans Modrow. Ganz unterschiedliche Sachen. Es geht halt um Lebensbeschreibungen aus jeweils eigener Sicht, mit eigenen Schwerpunkten - in diesen Fällen Kunst, Musik, Politik. Ich schaue mir an, wie die Autoren oder ihre Ghostwriter diese Biografien aufgebaut haben und warum sie das wohl so und nicht anders gemacht haben.
Biografien interessieren mich schon lange - die wichtigsten Übersetzungen, die ich gemacht habe, sind Biografien gewesen oder Teile aus Lebensbeschreibungen, und ich habe vielen Leuten als Ghostwriter bei ihrer eigenen Biografie geholfen. Ich habe Kurse mitgemacht und selbst Kurse gegeben, und ich werde sie bei Interesse wieder anbieten.
Immer wieder fiel mir das große Interesse der Leute auf, ihr Leben niederzuschreiben, und es gibt die unterschiedlichsten Motive - viele Menschen haben Erfahrungen in ihrem Leben gemacht, die sich lohnen, der Nachwelt zu überliefern, egal ob als Künstler oder Politiker. Doch auch so manches „unspektakuläre“ Leben lohnt sich aufzuschreiben. Manche glauben, bei einer Erbschaft betrogen worden zu sein und ziehen dann in ihren Lebenserinnerungen so richtig vom Leder. Darf man das eigentlich? Und welches Licht wirft es auf einen selbst?
Wie fängt man an, wo hört man auf? Man wird sich wohl kaum an seine Geburt erinnern, und normalerweise kann man auch seinen eigenen Tod nicht schildern. Wenn man schon im zehnten Stock mit einer Schnapsflasche auf dem Balkongeländer sitzt und sich rücklings hinabfallen lassen will, kann man Sturz und Aufprall nicht beschreiben, es sei denn, man überlebt. Aber dann ist die Autobiografie nicht komplett, und ob man überhaupt noch schreiben kann, ist eine andere Frage.
Kann man überhaupt eine vollständige Autobiografie schreiben? Was gehört hinein und was nicht? Wo fängt man an? Ist das Gedächtnis zuverlässig? Und wie kitzelt man heraus, was an Erinnerungen verschüttet ist? Kommt man an diese verborgenen Schätze eigentlich von selbst heran, oder brauche ich dafür einen Psychotherapeuten?
Soll ich chronologisch schreiben, einfach der Reihe nach, oder suche ich Schwerpunkte? Gehören Träume in die Autobiografie, darf ich politische Ereignisse schildern, soll ich Bücher erwähnen, die ich gelesen habe oder Filme, die mir gefallen haben? Wie unterteile ich das eigentlich? Wann ist ein Kapitel zu Ende? - In der Regel weiß man das als Autobiograf nicht, da sich die Themen als rote, grüne, blaue, gelbe Fäden durchs Leben ziehen. 
Leute, für die ich als Ghostwriter gearbeitet habe, und Besucher meines Kurses hatten alle diese Fragen, und noch mehr. Ich habe mir vorgenommen, sie hier im Blog für ein größeres Publikum zu beantworten. Ich plane, den Samstagabend dafür zu reservieren, und Ihr tut gut daran, am Sonntag mal nachzuschauen, ob es einen neuen Beitrag gibt. Das ist keine Garantie - der Beitrag kann auch mal später kommen oder ausfallen, denn ich habe zur Zeit ein turbulentes Leben Siehe weiter unten in diesem Blog: http://www.buecherdidi.blogspot.de/2013/12/keine-ruhige-minute.html. Zwischendurch gibt es hier Hinweise auf meine Lektüre, auch mal Kurzrezensionen, und Berichte aus meinem Alltag. Dies ist ja ein Autorenblog, halb privat, halb beruflich, für Freunde, Fans, Skeptiker und Kollegen und Verwandte.
Meine Kommentarfunktion habe ich wieder eingeschaltet, und wer Fragen zum Thema „Biografie“ und „Autobiografie“ hat, kann sie auf diesem Weg stellen. Ich werde versuchen, sie nach bestem Gewissen zu beantworten.

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