Didis Bücherturm

Freitag, 14. Februar 2014

Autobiografie: Der Anfang. Einstiegserlebnisse


Liebe Leserinnen und Leser,
manchmal dauert’s ein wenig mit den Beiträgen zum Thema „Autobiografie“. Die geplanten wöchentlichen Beiträge verzögern sich oft ganz schön, weil der Alltag mich zur Zeit auffrisst, meine Arbeitsstunden bis tief in die Nacht gehen und ich erst dann Zeit habe für Zusätzliches, obwohl ich dann eigentlich zu müde bin…

„Ich erblickte am 13.10. 1953 um 17.22 Uhr im Sankt Pankraz-Hospital in Oberwürmlingen das Licht der Welt und begrüßte sie mit einem Schrei. Die dicke Hebamme rief nach einer Schüssel mit warmem Wasser…“

Interessant, oder? Ich hätte an dieser Stelle bereits die Nase voll und würde das Buch beiseite legen. Auch ein Anfang wie dieser würde mich nicht reizen: „Meine erste Erinnerung gilt meinem Großvater. Er war ein alter Mann mit vielen Runzeln und Falten, die das Leben inklusive zweier Weltkriege in sein Gesicht geschrieben hatte…“

Wer kann sich schon an seine Geburt erinnern? Und wer konnte schon als Kleinkind wissen, dass sein Großvater im ersten Moment, an den man selbst sich an ihn erinnerte, bereits zwei Weltkriege hinter sich hatte?

Solche Anfänge gehen nur dann, wenn es sich eindeutig um Satire handelt, sonst versprechen sie nichts weiter als eine langweilige, klischeehafte Lektüre.

Genau wie bei einem Roman muss der Anfang einer Autobiografie (die ja auch meist wie ein Roman gelesen wird), spannend sein und den Leser in die Geschichte hineinziehen. Nimm also ein Ereignis, das irgendwann in deiner Kindheit passiert ist und einen markanten Moment schildert. Er muss nicht ganz am Anfang passiert sein, denn die Erinnerungen, die wir an unser Leben als Zwei- oder Dreijähriger haben, sind oft völlig überlagert von Dingen, die man uns erzählt hat oder die wir geträumt haben. Manche Träume sind nämlich so intensiv, dass wir uns in späteren Jahren als „erlebt“ an sie erinnern. Über die Qualität von echten oder scheinbaren Erinnerungen werde ich noch an späterer Stelle berichten. Selbst wenn wir zum Einstieg eine Szene aus dem Erwachsenenleben schildern, einen Bühnenauftritt, den wir als Musiker haben, eine schicksalhafte Begegnung, eine geliebte Person, der ich mein Leben schildere - man kann sogar eine richtige Rahmenhandlung daraus machen.

Manchmal bleiben uns aber Sachen ganz plastisch im Gedächtnis, und wir können sie erzählen, als wären sie gerade erst passiert. Ein solches Erlebnis taugt also eher für den Anfang. Man berichtet darüber und kann dann von dieser Stelle aus eine Rückblende auf die Zeit davor machen, auch wenn das ganze Buch ja eigentlich eine Rückblende ist. Beispiele: Man wird bei einem Streich erwischt, man erleidet einen Unfall, man zieht mit den Eltern in eine neue Wohnung usw.

Am besten wäre es, wenn man bereits an dieser Stelle einen Bezug zu seinem „Lebensthema“ fände, über das ich im nächsten Artikel etwas sagen möchte. Nur ein paar Beispiele - ein Krimineller, der über seine Karriere vom Autodieb zum Einbrecher berichtet, wird vielleicht von seinem ersten Diebstahl beim Kaufmann um die Ecke schreiben, ein Reiseschriftsteller vielleicht über seine erste abenteuerliche Fahrt mit der Deutschen Bahn, ein Fußballprofi könnte seine „Angst vor dem Ball“ als kleiner Junge schildern. Solche „Einstiegserlebnisse“ stimmen den Leser darauf ein, was noch kommt, und erzeugt auf diese Weise Spannung. Vielleicht überlegt sich der/die Eine oder Andere mal, was sein/ ihr Lebensthema ist. Arbeit? Liebe? Aufopferung? Parteimitgliedschaft? Die eigene Firma? Schreibt doch mal über das Kontaktformular oben rechts…

Hier der Link zum vorigen Beitrag dieser Reihe!

Kurzgeschichten schreiben

Gerade habe auf Twitter diesen Link zum Thema "Kurzgeschichten schreiben lohnt sich" erhalten und weiter getweetet: 

 

 

Phantastische Geschichten gesucht

Der „Verlag Torsten Low“ sucht für eine Anthologie phantastischer Geschichten Einsendungen zum Thema „Unheimliches Ungeziefer“. Der Ausschreibungstext hat mich angeregt, eine Geschichte über unseren lieben Kakerlakenhäuptling „Sir Henry Cockeridge“ aus dem kleinen Küchenschrank in unserer Turmwohnung in Manila zu schreiben. Ich wollte sie zuerst einsenden, dann überlegte ich mir die Bedingungen.
Na ja, die Veröffentlichung kostet nichts. Wäre ja noch schöner. Die Geschichten, die sich für eine Anthologie qualifizieren, werden sogar honoriert. Für alle, deren Beiträge veröffentlicht werden, gibt es 5% vom Verkaufspreis, was eh nicht viel ist, und dieser Betrag wird noch nach einem Seitenschlüssel an die beteiligten Autoren aufgeteilt. Aber immerhin - ein Honorar bietet heute nicht jeder Kleinverlag, und größere Verlage sparen sich den Aufwand ohnehin.
Man sollte aber nicht zu viel erwarten - Anthologien aus so gut wie unbekannten Verlagen verkaufen sich ziemlich schlecht. Aber hier gibt es ein Genre-Publikum, und möglicherweise kaufen ja auch die Mitautoren einige Exemplare. Außerdem ist das Ehepaar Low wohl sehr findig und engagiert, was das Vermarkten (z.B. durch persönliche öffentliche Auftritte) betrifft. Wo wären wir, wenn es nicht die mutigen Kleinverlage gäbe, die aus der Masse der Autoren die besseren herausfiltern würden und ihnen eine erste Plattform böten?
Vielleicht hätte ich meine Geschichte eingesandt, wenn da nicht diese Buy-Out-Bedingung wäre. Man tritt die Rechte an seiner Geschichte komplett ab, offensichtlich für immer und alle Zeiten. Von Nebenrechten (Übersetzung, filmische Adaption, Rückgabe der Rechte nach Ablauf einer bestimmten Zeit oder wenn die Anthologie vergriffen ist und nicht wieder aufgelegt wird, das Recht zur Verwertung als Grundlage für Hörspiele oder Verfilmung, elektronische Verbreitung etc.) ist nirgends die Rede. Also, da bin ich persönlich vorsichtig, aber das sollte jeder für sich entscheiden. Es besteht ja auch die Möglichkeit, beim Verlag nach den genaueren Bedingungen anzufragen. Für noch nicht bekannte Autor(inn)en ist hier sicher eine Chance, die auch noch honoriert wird, und man sollte den Nebeneffekt in Betracht ziehen - immerhin kann man danach auf eine Veröffentlichung verweisen und erwirbt sich mit einem guten Beitrag auch einen guten Namen, sofern das Umfeld der anderen Autoren ebenfalls gut ist. Aber das liegt in der Hand des Lektors / der Lektorin, der / die die Geschichten auswählt.
Hier der Link zurAusschreibung.
Termin: 1.5.2014