Didis Bücherturm

Freitag, 26. Oktober 2012

Friederike Costa: Im Süden die Liebe


Zeit zu lesen - z. B. Friederike Costa
Ich bin viel unterwegs, fahre aber nicht selber, sondern nutze Busse, Straßenbahn und Eisenbahn. Das ermöglicht mir, in Ruhe meine Umgebung zu betrachten oder, was ich häufiger mache: zu lesen. Ich kann mit recht behaupten, dass einen großen Teil meiner Bücher in öffentlichen Verkehrsmitteln gelesen habe. Und nachdem die Unterhaltungsromane immer dicker sein müssen, um als spannend zu gelten, hat man, wenn man unterwegs liest, immer mehr zu schleppen. Da sehnt man sich nach der Zeit zurück, in der es Kurzgeschichten in dünnen Rowohlt-Bändchen gab. Heute druckt kaum ein Publikumsverlag noch Kurzgeschichten, es sein denn als Verpackung von Werbung in irgendwelchen Bauer-Magazinen, geschrieben von weit unterbezahlten Autoren.
Mit dem Auftauchen des E-Books und des tragbaren, leichten E-Book-Readers ändert sich alles. Man kann zehn, zwanzig, zweihundert komplette Bücher in einem Gerät mit sich herumtragen, das so groß ist wie eine normale Buchseite. Ich lese umfangreiche E-Bücher zwar nicht in der Straßenbahn, sondern daheim am Bildschirm, aber das, was ich im Moment lese, würde sich durchaus eignen für unterwegs: Kurzgeschichten (zum Glück ist die E-Book-Welt da mutiger als die übrige Verlagswelt, aber die wird sich irgendwann auf neue Lesegewohnheiten einstellen müssen!) – und zwar im Moment eine Sammlung Kurzgeschichten von Friederike Costa. Die Erzählungen, die ich vorliegen habe, sind nicht im Selbstverlag, sondern bei Klarant, einem noch kleinen, aber gewissenhaften E-Book-Verlag, der seine Veröffentlichung nicht nur auf Rechtschreibung und Grammatik überprüft, wie es heute leider nicht mehr gang und gäbe ist, sondern auch eine sorgfältige Auswahl bei den Texten trifft. Friederike Costa hat Hunderte von kleinen Erzählungen veröffentlicht, in denen es meist um die Liebe geht - und in diesem Fall auch um das Thema "Süden", einen Begriff, den wir mit Sommer, Sonne, Urlaub, gesunder Ernährung - und Liebe verbinden. Hier sind die schönsten Geschichten versammelt, und ich habe sie alle mit Vergnügen genossen. Einfühlsam und spannend geschriebene Geschichten, in denen mit wenigen Worten eine komplette kleine Welt geschaffen wird, in der sich die Figuren bewegen – man ist gleich mittendrin, ob in der Athener Stadtwohnung oder einer alten korsischen Mühle, am Pariser Montmartre oder auf einer französischen Raststätte. Es ist gar nicht so einfach, in der kleinen Form einer Kurzgeschichte einen Hintergrund zu schildern, vor dem die Personen agieren können, denn man kann damit ja nicht so episch ausladend werden wie in einem Roman. Der Autorin gelingt das mit wenigen Worten. Die Geschichten, die sie vor diesem Hintergrund spielen lässt, sind spannend und voller Überraschungen, und nicht immer bekommt die Heldin das, was sie sich am Anfang vorgestellt hat.
Von der Länge her eignen sich diese Storys durchaus für unterwegs, zum Lesen im ICE vielleicht, meist gerade lang genug für die Strecke zwischen zwei Stationen. Noch besser, man liest sie auf dem Flug in den Süden – es sind insgesamt fünfzehn spannende Geschichten, so dass nach dem Flug auch noch ein paar Träumereien übrig bleiben für den Strand. Dieser Umfang rechtfertigt den Kaufpreis durchaus. Bleibt noch zu erwähnen, dass das schöne Titelbild von der Autorin selbst geschaffen wurde.
Friederike Costa: Im Süden die Liebe. Heiter-besinnliche Liebesgeschichten von Glück, Liebe, Lust, Eifersucht und Leidenschaft. Klarant-Verlag Bremen 2012 (http://klarant.de/) , ISBN 9-783-943838-16-9, als Kindle-E-Book HIER - Preis 8,99 Euro.

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