Abbildung mit Genehmigung des Verlags |
Das Manuskript, an dem ich über zwei Jahre gearbeitet habe, ist endlich abgeliefert. Es hat noch nie so viele Änderungen, Streichungen und Ergänzungen bei einem meiner Romane gegeben wie an diesem, was daran lag, dass Heinz Keller, der findige und unermüdliche Rechercheur, immer wieder neue Funde in Archiven machte, die dann eingearbeitet werden mussten, und immer mehr hatte ich darauf zu achten, dass es ein Roman blieb und nicht zu einer Fundgrube von historischem Faktenwissen wurde. Wie oft habe ich alles umwerfen müssen! Ich glaube, ich habe mehr als das Vierfache von dem geschrieben, was ich letztendlich abgeliefert habe. Manchmal dachte ich daran, aufzugeben, denn wenn man über ein Menschenleben schreibt und es mit einiger Gründlichkeit recherchiert wird, könnte dieses Buch fast so lang werden wie das beschriebene Leben. Also heißt es kürzen, streichen, reduzieren, bis das übrig bleibt, was lesbar, spannend und interessant ist. Ich glaube, es ist gut geworden, obwohl jetzt, nach der Ablieferung, die Gedanken kommen – das gehört noch hinein, dieses wäre noch wichtig gewesen... Aber jetzt ist das Lektorat am Zug, unter Zeitdruck, denn durch meine verspätete Ablieferung ist diese sehr knapp geworden. Immer wieder habe ich hinauszögern und vertrösten müssen, und am Ende kamen dann allerhand Störfaktoren dazu. Ich bin dankbar, dass die Lektorin und der Lektor das trotz allen Termindrucks noch mitgemacht haben.
Jetzt kommt die Aufräumphase – Schreibtisch und Kopf frei machen für das nächste Projekt. Ein Roman, der größtenteils auf La Réunion spielt, mehr wird noch nicht verraten.Inzwischen hat sich für meine anderen Bücher einiges getan – "Goethes Hinrichtung" fängt an, sich nachträglich zu entwickeln. Da ist die Übersetzung ins Türkische, die nun fertig ist – Frau Minareci (mit der sich eine kleine E-Mail-Korrespondenz ergeben hat) hat beim Ararat-Verlag abgeliefert, und vielleicht ist der türkische Titel auch schon in diesem Herbst da. Ich wiederhole ein paar Türkisch-Lektionen und lasse mich, wenn der Titel fertig ist, von jemandem "coachen", damit ich auch mal eine Lesung in einem "Türk Kitabevi" machen kann.
"Goethes Hinrichtung" bekommt auch eine Lesung in der Stadtbücherei Singen: Der Termin wird mitgeteilt, sobald er komplett feststeht (Datum, Programm, Eintrittspreis). Überhaupt wird der Herbst von Reisen geprägt sein – zwei Wochen Chiemgau zu Freunden, mehrere Lesungen von "Der Mann, der Hitler töten wollte", Buchmesse, mindestens zweimal München und schließlich eine Woche Türkei im November, wobei nicht einmal diese letzte Reise rein privat ist. Ich mag diese Abwechslung. Das ist die schöne Seite meines Berufes, und dafür nehme ich gern auch mal Stress in Kauf.