Endlich, mit mehr als einem halben Jahr Verspätung, habe ich
das Manuskript eines Kriminalromans an einen Verlag geliefert, eines Romans, der Ende des 19. Jahrhunderts
in Augsburg spielt. Ich habe viel recherchiert, besonders die Details: Wie hat
man damals in Augsburg gelebt, wie sah es in der Stadt aus, mit welchem Geld
hat man bezahlt, welches Bier hat man getrunken und zu welchem Preis, wie war die Polizei
organisiert, wie sah es in der Umgebung aus, wie ging es auf dem Lande zu?
Natürlich habe ich vor dem Schreibbeginn eine Grundrecherche gemacht, aber beim der konkreten Arbeit brauchte ich natürlich Details: Fuhr zu meiner gewählten Zeit am
Perlachberg noch die Pferdebahn oder schon die Elektrische? Und wenn keine von
beiden – warum nicht? Gab es schon Touristen in Augsburg? Warum dann meistens
Briten? Wo waren die Kasernen, wie hießen die Regimenter, wo haben die Soldaten
ihre Freizeit und ihren Sold versoffen? Fast bis zur letzten Seite habe ich
noch Details geprüft. Ich habe zum Beispiel nachgeschaut, wie die
Keltenschanzen in den Wäldern aussehen, warum die Kirchen in den Dörfern ihren
jeweiligen Namen tragen, wann welche Eisenbahnstrecke gebaut wurde, wie die
Augsburger über die Eingliederung ihrer Heimat ins deutsche Reich dachten und,
und, und. Manches Ergebnis habe ich dann gar nicht im Roman verwendet, weil ich
die Geschichte nicht mit „Wissen“ überfrachten wollte.
Ein großer Teil der Geschichte spielt in der Augsburger Altstadt |
Die meisten Autoren beschweren sich darüber, wie anstrengend
die Recherche für einen Roman sei. Ich halte das für Großtuerei und Lobfischen.
Für mich ist dieses Recherchieren der spannendste, abenteuerlichste und vor
allem der lehrreichste Teil der Arbeit, und manchmal habe ich mich im Internet
regelrecht verfranst – was mir in der Realität nicht passiert ist, auch wenn
ich mir vor Ort die Bauweise der Keltenschanzen oder die Atmosphäre hundert
Jahre aller Biergärten angeschaut habe. Besonderen Spaß hat mir das Überprüfen
der Namen gemacht, den ich wollte ja keine real existierende oder verstorbene
Person benennen. Dabei hat Augsburg interessante Nachnamen, die aus alter Zeit
stammen: Fugger und Welser, Mozart und Brecht kann man in so einem Roman
allerdings nicht verwenden, es sei denn, es geht gerade um diese Personen, aber
wie wäre es mit Halbleib, Habenicht, Langenmantel, Großkopf, Hackepeter?
Ich glaube, ich habe ein spannendes Buch zusammengestellt,
und das in einer Zeit, in der es privat drunter und drüber ging (siehe vorigen
Beitrag weiter unten).
Mein Buch wird hoffentlich bald erscheinen. Ich plane
Lesereise – eine hier in Bayern/Schwaben, eine zweite im Westfälischen und im
Ruhrgebiet. Vielleicht treffen wir uns ja mal bei einer Lesung? Ich werde alle
Termine in diesem Blog ankündigen.
Zum Schluss noch ein Hinweis aus meiner „Linkwundertüte“
(Nr. 3/100): Wenn Ihr Krimis lest oder welche im Fernsehen anschaut, dann ist
Euch sicher schon aufgefallen, dass häufig gleich ein „Gerichtsmediziner“ oder gar
ein „Pathologe“ am Tatort auftaucht und durch voreilige Schlüsse dem Ermittler
ins Handwerk pfuscht. Das ist fern jeder
Realität. Was es mit den Gerichtsmedizinern auf sich hat, was sie wirklich tun
und wann sie hinzugezogen werden, das hat Rosemarie Benke-Bursian akribisch und
ausführlich recherchiert.