Didis Bücherturm

Donnerstag, 11. Dezember 2014

Jambalaya, Crawfish Pie, Filé Gumbo




Autoren und Küche

Die meisten Schriftsteller, die ich kenne, üben eine zweite Kunst aus. Frauen malen, zeichnen, fotografieren oft. Männer malen oder kochen. Kann anders und umgekehrt sein, ist aber oft so. Gemeint ist die Hobby-Ausübung, nicht die notgedrungene Alltags-Durchführung.
Ich koche zum Beispiel gern (aber auch als Hausmann alltagsmäßig). Bevor jemand meckert: Bei uns gilt die Regel, wer kocht, wäscht dann alles auch ab. Wir verfügen schließlich nicht über eine eine Hotel- oder Restaurant-Küche mit den dort üblichen zusätzlichen „Händen“ für Lateraltätigkeiten.

Weihnachtsessen
Gerade überlege ich, was ich Weihnachten kochen soll. Wir sind zu Dritt und haben einen Gast dazu. Da läuft im Youtube auf meiner Playlist plötzlich Hank Williams: Jambalaya! Dieses oft gecoverte Lied über ein simples Picknick an einem der Sumpfseen (Bayous) in Lousiana (z.B. von den Carpenters) gehört zu meinen Ohrwürmern, die ich liebe. Der Sänger will mit seiner Liebsten die typischen Gerichte der Region speisen (wobei ein Unterschied zwischen kreolischer Küche, traditioneller Südstaaten-Küche und Cajún-Küche besteht und die drei im Refrain des Liedes genannten Gerichte jeweils einer davon zuzuordnen sind).
Eins davon werde ich zubereiten, auch wenn die Amerikaner immer dafür sorgen, dass bei ihren Rezepten jeweils eine der wichtigsten Zutaten bei uns nicht erhältlich ist. Diese speziellen Flusskrebs-Schwänze für den Crawfish-Pie, zum Beispiel. Beim Gumbo, das ich favorisiere, fehlt mir das Filé (sprich fillay), was nichts mit dem Hähnchen-Filet zu tun hat, was aber auch in den Eintopf kommt, sondern mit einem Gewürz, das wir hier in Europa nur in der Apotheke als „sassafrass officinalis“ bekommen oder, echt Louisianisch, bei Goldhahn und Sampson (für eine Mahlzeit, vier bis sechs Personen, unter zehn Euro). Die besorgen einem echt sämtliche Gewürze von allen exotischen Ess-Schauplätzen der Welt und organisieren einem noch den passenden Kochkurs dazu, wenn man will. Muss mal gesagt werden!
Also, wenn dieses Pulver, gestern bestellt, noch rechtzeitig bei mir ankommt, gibt es bei uns als Weihnachtsessen Filé Gumbo, ganz klar! Ich werde mir bei youtube eine Playlist von etwa 100 verschiedenen Versionen des berühmten Songs zusammenstellen. Müsste dann für Weihnachten reichen.

Rezepte
Wer mitkochen will, findet meine bevorzugten Rezepte (es gibt natürlich darüber hinaus eine Menge andere) unter diesen Adressen:

Text:
Der Liedtext des Originals von Hank Williams ist zu lesen unter http://www.azlyrics.com/lyrics/hankwilliams/jambalayaonthebayou.html

Mittwoch, 10. Dezember 2014

Befremdungen - Gastbeitrag von Angeline Bauer



Zum heutigen "Tag der Menschenrechte" sendet mir die Autorin und gute Freundin Angeline Bauer den folgenden Gastbeitrag. Ihr eigener empfehlenswerter Blog ist unter diesem Link zu finden.

Das sagt man so, dass Reisen bildet – und ja, ich finde, es stimmt. Nicht nur, was Geographie oder Geschichtswissen betrifft, auch Herzensbildung spielt da eine große Rolle. Wer oft im Ausland war und fremde Kulturen kennenlernen durfte, wird den Fokus seines Denkens erweitern.
Ich habe einige Länder dieser Welt bereist und einen leisen Einblick in unterschiedliche Kulturen nehmen dürfen. Ich habe viel Gastfreundschaft erlebt, aber auch vieles gesehen, das ich nicht gutheißen kann - dass Frauen nicht zur Schule gehen und sich nicht frei bewegen dürfen, dass Kinder arbeiten müssen zum Beispiel ...
Natürlich, wenn fremde Kulturen aufeinanderstoßen, kann das nicht ohne ‚Befremdungen‘ vor sich gehen! Aber trotz dieser Dinge, die einem das Herz vielleicht verengen könnten, bleiben Menschen Menschen, und solange sie nicht töten, quälen und vergewaltigen, verdienen sie als solche unseren Respekt. Das scheint mir, aber gerade auch jetzt zu Weihnachten sehr wichtig.
Aber wie kam ich noch drauf ...? Ach ja, richtig! Heute habe ich habe beim Warten an der Kasse ein Gespräch belauscht. Sagt der eine (ist Sozialarbeiter im hiesigen Asylheim) zum anderen (hat einen kleinen Malerbetrieb):
„Einer der Asylbewerber aus Afrika und hat jetzt seine Duldung erhalten. Der hatte zu Hause einen kleinen Betrieb im Baugewerbe. Du suchst doch einen Anstreicher, kannst du ihn nicht einstellen?“
Der andere mit hörbarem Entsetzen in der Stimme: „Was denkst du bloß, ich kann doch keinen Neger zu meinen Kunden schicken!“
Das hat mir am Abend noch immer in den Ohren geklingelt, zumal derjenige der diese Antwort gab sehr häufig in die Kirche geht. Und dann fiel mir ein, dass es in genau dieser Kirche bis vor zwei Jahren noch einen Kaplan gab, der aus Sri Lanka kam und sehr dunkelhäutig war, und dass es in eben dieser Kirche auch einen Ministranten gibt, der Afrikaner ist. Tja, und dann ist da im Kreiskrankenhaus noch dieser Arzt, der ebenfalls aus Afrika stammt. Was wäre, wenn oben genannter Malermeister nach einem Unfall auf den OP-Tisch käme und dieser Arzt müsste ihn operieren oder er würde verbluten? Würde er „nein danke“ sagen und lieber sterben, als sich von schwarzen Händen behandeln zu lassen?
Hm ... sollte ich dem Mann mal wieder begegnen, werde ich ihn das fragen.

Die gefährlichste aller Weltanschauungen
ist die Weltanschauung der Leute,
welche die Welt nicht angeschaut haben.
Alexander von Humboldt (1769-1859)