Didis Bücherturm

Freitag, 5. Dezember 2014

Meine Autobiografie - ich und mein Ghostwriter

Hin und wieder erreichen mich Fragen wie: „Wenn du biografische Romane schreibst, kannst du nicht mal meine Lebensgeschichte aufschreiben?“ Was soll ich darauf sagen? 
Wohl jeder Mensch hat in seinem Leben viel erlebt, hält sein Leben für einzigartig (was es ja auch ist) und möchte anderen Menschen - seinen Kindern und Enkeln, seinen Firmenangehörigen, oder aber auch völlig Fremden seine Erkenntnisse und Erfahrungen weitergeben oder auch einfach nur schildern, was in seinem Leben schön und interessant war. Warum auch nicht?

Einfach alles aufschreiben?
Am schönsten ist es, wenn man das alles selbst aufschreiben kann. Aber wer kann schon so einfach Wichtiges von Unwichtigem unterscheiden? Wer weiß, wie die Erlebnisse aufeinander folgen und sich logisch bedingen? Unsere Erinnerung ist nämlich ein Scherzkeks und versucht immer, uns auszutricksen. Und warum ist meine Jugend so kurz gewesen? Klar, da lässt die Erinnerung einfach nach oder gaukelt uns etwas vor. Jedes Gedächtnis sortiert Dinge aus, die es nicht mehr zu brauchen glaubt, und wenn man es eines Tages doch abfordert, wird das Vergessene ersetzt durch eine Erklärung, die logisch erscheint. Manchmal werden intensive Träume so realistisch, dass das Gedächtnis sie als wahre Erinnerung einstuft. Wenn man sich mit seinen Freunden oder Verwandten über bestimmte gemeinsame Erlebnisse unterhält, stellt sich heraus, dass die Erinnerungen völlig unterschiedlich sind.
Natürlich schreibe ich für mich die Dinge so auf, wie ich selbst sie im Gedächtnis habe. Aber wenn es andere lesen sollen, soll es interessant und spannend sein. Formulierungen wie: „Am xx yy 19zz erblickte ich mit dem zwölften Glockenschlag das Licht der Welt und schrie die Hebamme an, weil sie mich gehauen hatte“ sind Gemeinplätze, wurden schon Tausende von Malen geschrieben oder erzählt. Das lässt jeden Leser stöhnend zur Zimmerdecke blicken.
Wie strukturiert man so ein umfangreiches Werk? Wie verhindert man, dass es ausfasert und irgendwo im Nirwana endet. Muss eine Autobiografie mit dem Tod enden - und wie schildere ich den?
Und warum will ich das alles aufschreiben? Habe ich wichtige Erkenntnisse, die andere Menschen weiterbringen? Oder will ich nur schildern, wie ich bei Uromas Tod um meine Erbschaft gebracht wurde? Und wieder - wo fange ich dann an, wo höre ich auf, und was mache ich, damit mich niemand verklagt?

Biografie-Kurse
Wer sich umhört oder im Internet umschaut, stellt fest, dass es unzählige Anleitungen und Kurse gibt, die mehrere Dinge gemeinsam haben: Sie sind vor allem zu umfangreich und zu teuer. Warum soll ich mich ein, zwei oder drei Jahre weiterbilden, zu Kurspreisen zwischen tausend und viertausend Euro, wenn ich nur meine eigenen Erinnerungen aufschreiben will (was nach Beendigung des Kurses ja auch noch geschehen muss - vielleicht habe ich nach all der investierten Zeit gar keine Kraft mehr, jetzt noch selbst ans Werk zu gehen)?

Jemand anderen für mich schreiben lassen
Da kommt der Gedanke, das jemanden für mich tun zu lassen, gerade recht. Warum soll ich so viel Zeit investieren? In der Zeitung wurde gerade ein Schriftsteller erwähnt, der ein Buch über Mozarts Großmutter und ihre Arthritis geschrieben hat. Dem kann ich doch ein viel interessanteres Thema anbieten: Mich! Also rufe ich ihn an.
Und bin verblüfft. Der will Geld! Ist das denn Arbeit? Ich schenke ihm doch was, nämlich meine Erinnerungen! Der könnte Millionär werden, wenn wir uns den Erlös teilen! Bezahlen soll ich? Na, dann eben nicht. Dann mache ich das selbst: „Am xx yy 19zz erblickte ich mit dem zwölften Glockenschlag das Licht der Welt und schrie die Hebamme an, weil sie mich gehauen hatte…“


Das sagt der Autor
(Jetzt kommt eine andere Perspektive, nämlich die des Autors)
Da ruft mich jemand an. Ein Schweizer, der von seinem Bruder um den ertragreichen Bauernhof betrogen wurde. Ein Schwarzwälder, der einer Luzifer-Sekte angehörte und entkommen ist. Eine Esoterikerin, die den Aufruhr im siebten Chakra zu besiegen weiß. Ein Manager, der unglaublich schnell zum Multimillionär geworden ist und jetzt, kurz vor Ende seiner siebenjährigen Haftstrafe, mit seinem Wissen dazu beitragen möchte, dass auch ich zum Multimillionär werde.
Ich soll einfach ihre Lebensgeschichte aufschreiben, sagen diese Anrufer. Das wird ein Bestseller! Honorar oder gar einen Vorschuss können sie nicht geben. Immerhin bekomme ich ja die Hälfte des Reinerlöses! Ehrlich gesagt, darauf kann ich lange warten. Einmal hat mich ein Typ über Monate belästigt, der nicht einmal seine Identität preisgeben wollte, weder Namen noch Wohnort, und ein Buch machen wollte, dessen Druckkosten ich vorschießen sollte. Ohne dass ich wusste, wer das war. Irgendwann später wollte er sich mit mir am Frankfurter Hauptbahnhof treffen und mir dann einen Anteil von zehntausend Mark (!) vom Gewinn übergeben.
Ich bin eigentlich gern bereit, für Leute, die das Bedürfnis haben, die Lebensgeschichte aufzuschreiben und meine Erfahrung zur Verfügung zu stellen. Aber so geht das nicht.
Ich leiste richtige Arbeit, lasse dafür manch andere Arbeit, die meine Familie und mich ernährt, liegen, und ich muss den Einkommensverlust auffangen. Manchmal riskiere ich den Verlust eines Auftrages. Wie für jeden, der selbstständig arbeitet, fallen für mich Kosten an: Steuern. Krankenkasse. Raummiete. Versicherung. Kopier- und sonstige Bürokosten. Und leben muss ich mit meiner Familie in der Zeit, die ich auf diese Aufgabe verwende, auch. Wir beanspruchen nicht einmal Luxus.
Wenn ich einen Stundenlohn von acht Euro (für einen Akademiker herzlich wenig) zugrunde lege, kommt dabei ein Mindestbedarf von 36 Euro heraus. Wenn ich dann eine Querrechnung mit Aufträgen, die mir dafür entgehen, zugrunde lege, brauche ich allerdings 40 Euro pro Stunde, um keinen Verlust zu erleiden. Gewinn habe ich dann allerdings auch nicht.


Was zahlt man für einen Ghostwriter?
Mit welchen Kosten muss man rechnen?
Wenn ich für Sie Ihre Lebens- oder Firmengeschichte „aufschreiben“ soll (das ist immer deutlich mehr als bloßes Aufschreiben!), müssen Sie mit folgenden Kosten rechnen:
Vorbereitung: Bevor wir anfangen, bekommen Sie Hinweise zum Vorgehen, Tipps und schriftliche Materialien zur Erinnerungsarbeit, und es gibt eine ganze Reihe von informativen Telefonaten oder E-Mails, bevor es überhaupt losgeht. Pauschal: 150,00 Euro
Interviews: Es sollten mindestens drei Interviews mit je drei Stunden Gesprächsaufzeichnung auf „Band“ stattfinden. Die eigentlichen Gespräche sind wesentlich länger und dehnen sich oft bis in den späte Abend aus - und länger, da es oft in persönliche Dinge geht. Kosten: 150,- Euro pro Termin, plus Anfahrt (preiswertestes Bahnticket, keine Berechnung der Anfahrtszeit, falls unter 400 km).
Schreibzeit: je nach Umfang - pro Stunde die genannten 40 Euro. Sie bekommen ein fertiges, durchkorrigiertes und ablieferbares Manuskript - gegen einen geringen Aufpreis bin ich Ihnen, falls gewünscht, bei der Veröffentlichung behilflich und stelle Ihnen auch da meine Erfahrung zur Verfügung.
Anfragen bitte unter dwalter300@t-online.de .