Didis Bücherturm

Freitag, 25. Februar 2011

Dichtersorgen

Das Leben eines Freiberuflers ist nicht einfach. Wenn man drei, vier, fünf Monate an einem Roman arbeitet, hat man den Vorschuss meist schon verbraucht, bevor man das nächste Geld bekommt. Geldsorgen gehören zum Beruf des Autors – es hat in Zürich vor zwei oder drei Jahren eine Ausstellung darüber gegeben, mit einem interessanten Katalog voller Bettelbriefe bekannter Autoren an ihre Verleger.

Nun, Bettelbriefe werde ich nicht schreiben – ich brauche Aufträge, habe Ideen, die ich verwirklichen und honoriert bekommen will. Ich muss Monate im Voraus planen, die Vorschüsse müssen in kurzen Abständen kommen, und immer neue, noch bevor ich den letzten Vorschuss abgearbeitet habe – ein "Schichtwerk". Bei größeren Projekten bin ich in der Bredouille – ich müsste zwischendurch etwas anderes machen, um die laufenden Kosten zu decken.
Aber die Arbeit macht Spaß. Ich schreibe, was ich will oder zumindest für richtig halte, und wenn ich auf die letzten Jahre zurückblicke, hatte ich doch ganz schöne Erfolge. Aber es könnten halt mehr und größere sein. Ich arbeite daran. Früher, als ich mich entschloss, Schriftsteller zu werden, habe ich mir immer vorgestellt, irgendwo in den Alpen ein Chalet zu haben, mit Panoramablick auf die Silvretta-Straße, und ich würde morgens schlafen, solange ich wollte, dann, etwa gegen elf, im weißen Bademantel an meinen Schreibtisch wanken und ein Gedicht schreiben. Eine mütterliche Haushälterin würde mir den Kaffee an den Tisch bringen und mir die aktuellen Kontoauszüge bereitlegen, in Schweizer Franken natürlich.
Naja, was man als Jugendlicher halt so träumt. Zum Glück ist es nicht so gekommen - ich kann ja gar keine Gedichte schreiben.