Ich habe im Februar entschieden zu wenig gearbeitet, aber kein Wunder, die Ereignisse in meinem Privatleben haben viel Platz eingenommen und tun es noch.
Das Schreiben kommt zu kurz, aber ich lese eine Menge – auf der einen Seite sind da rund 50 Romane, die ich als Mitglied einer Jury bis Mitte Mai lesen muss, zum anderen die ganzen Erfahrungsberichte zum Thema Electronic Publishing, aber ich verfolge in lockeren Abständen auch einige Blogs von Autoren und ihren Erfahrungen, und lese in Diskussionsgruppen mit.
In einer davon gibt es zur Zeit eine Reihe von Mails zum Thema "Urheberrecht". Es ist nicht die ganz große Diskussion, die zur Zeit auf politischer Ebene läuft, es ist vielmehr eine ängstliche Debatte darüber, ob es erlaubt ist, Gegenstände abzubilden, ohne die Rechte dafür zu erfragen. Am Anfang stand die Frage einer Autorin, ob sie eine Erlaubnis braucht, wenn sie eine Blisterverpackung von Medikamenten abbilden darf, selbst wenn der Name des Produkts nicht zu sehen ist. Einige meinten darauf sie müsse die Pharmafirma fragen. Das ist für mich einleuchtend, wenn die Verpackung Hauptgegenstand in der Abbildung ist. Ich wäre wahrscheinlich trotzdem nicht darauf gekommen, denn diese Verpackung ist ein alltäglicher Gebrauchsgegenstand, der in dem Moment, wo ich den Inhalt entfernt habe, zu Abfall wird. Wie oft sieht man in Illustrierten, Jugendzeitschriften oder Broschüren des Gesundheitsministeriums Abbildungen, auf denen die Verpackung der Anti-Baby-Pille dargestellt ist? Ist da jedes Mal der Designer der Pillenpackung um die Übertragung eines Teils seines Urheberrechts gefragt worden? Und wie ist das sonst mit allgemeinen Gebrauchsgegenständen? Die Möbel um mich herum hat irgendwann einmal jemand gebaut oder entworfen, besitzt also ein Urheberrecht, genauso wie der Designer der Tasse, die auf dem Tisch steht. Wie viele Genehmigungen müsste ich einholen, wenn ich es immer genau nähme? Ich glaube, wenn ich ein Foto von mir selbst in meinem Zimmer machen lasse und das dann veröffentliche, sind die Darstellungen der Gegenstände um mich herum, die mit auf dem Foto erscheinen, so etwas wie "Zitate", und so würde ich auch damit umgehen.
Ich mache mir Gedanken darüber, weil ich ja das Titelbild meines Kindle-Books erstellen will. Wer hat die Rechte an den Dingen, die auf der Abbildung erscheinen? Am besten, ich wähle nur einen Baum, eine Palme vielleicht, oder ein Stückchen Landschaft. Ich hoffe, dann kommt nicht die Kirche und sagt: Das alles hat der Schöpfer gemacht, sie haben gegen das Urheberrecht Gottes verstoßen, es wird eine Gebühr fällig. Da tut sich eine gewaltige Einnahmequelle für die Kirche auf...
Ich übertreibe. Wichtig ist, dass man nicht ein beliebiges Foto aus dem Internet klaut, es vielleicht ein bisschen bearbeitet, um dann zu sagen: Das ist mein Werk. In so einem Fall wäre der tatsächliche Urheber bestohlen, und er kann zu recht eine Tantieme verlangen. Finde ich. Sagt mein gesunder Menschenverstand. Wie weit Anwälte gehen, weiß ich nicht, also heißt es immer, vorsichtig sein. Im Zweifelsfall nachfragen, bei der Pressestelle der Pharmaindustrie oder im Werbebüro des Tassenherstellers.