Als ich 13 oder 14 war, hörte ich zum ersten Mal etwas von "Bethel", kann sein, dass es im Konfirmandenunterricht war. Damals war ich noch Mitglied der Kirche, weil meine Eltern meinten, das gehöre sich so. Eine große Behinderten-Einrichtung, dachte ich damals - eine von vielen. Ich stellte mit unter "Behinderten" eigentlich nur Kriegsversehrte vor, denn die gab es in meiner Jugend ja zuhauf - Leute, die ein Bein oder beide verloren hatten, oder einen Arm (wie mein Zeichenlehrer, der mit einer ledernen Hand äußerst geschickt an der Tafel Schraffuren und andere Zeichen-Tricks erklärte, und dessen prothetische hrfeigen besonders gefürchtet wurden), und es lief auch schon mal die eine oder andere Spendenaktion, bei der wir Jugendlichen sammeln halfen. Das Stanniol-"Papier" von Scholkoladentafeln wurde zu Kugeln geballt und in einem Nebenraum der Kirche in Kartons gesammelt und dann irgendwohin zum Einschmelzen geschickt, für einen Rollstuhl. In meiner damaligen Vorstellung entstand der Rollstuhl direkt durch Einschmelzen und Formen - der Umweg über den Erlös kam mir gar nicht in den Sinn.
Ganz besonders "scharf" war der damalige Pfarrer auf gebrauchte Briefmarken. Im Gemeinderaum stand eine Art Aquarium, eine Riesenspardose, in die man die ausgeschnittenen Briefmarken aus seiner Privatpost einwerfen konnte, und einmal oder zweimal im Jahr ging dann ein dickes Paket an Bethel. Ich konnte mir damals noch nicht vorstellen, wie die Behindertenarbeit wohl aussah.
Die Gewohnheit ist aber geblieben. Jedes Jahr packe ich im Winter ein Päckchen mit den übers Jahr gesammelten Marken. Da immer mehr elektronische Post kommt, werden die Päckchen leider immer kleiner, aber ich pflege auch noch richtige Korrspondenzen, und ich bitte meine Briefpartner oft, mir die ausgeschnittenen Marken ihrer Antwort wieder beizulegen. Oft werde ich gefragt, wozu, und ich kann da mittlerweile auf eine Internet-Seite verweisen.
Heute habe ich wieder ein solches Päckchen mit gesammelten Briefmarken für Bethel fertig gemacht und abgeschickt. Als Schriftsteller bekommt man ja immer noch eine Menge Briefpost, und manchmal sind hübsche Sondermarken dabei, über die Sammler sich freuen. Man kann sie, wenn sie nicht geknickt oder angerissen sind, mit breitem Rand ausschneiden, aufheben und sie also, wenn sich der Versand lohnt, nach Bethel (http://www.bethel.de/) schicken. Aber auch normale Alltags-Briefmarken werden dankbar genommen, denn der Verkauf geht auch ins Ausland. Was die Bethel-Stiftung sonst noch alles macht, erfährt man ausführlich auf deren Homepage.
Der Erlös aus dem Verkauf dieser gestempelten Briefmarken fließt, wie gesagt, ein in die Behindertenarbeit – unter anderem wurden davon bereits mehrere Arbeitsplätze geschaffen.
Wer sich direkt über die Verwendung der Briefmarkenspenden informieren will, kann das hier tun.