Ein wahrhaft dickes Buch, das mir da auf den
Tisch kam: „15 Tage“ von Rosemarie Benke-Bursian, das sie federführend zusammen
mit Veronika Otto und Jonas Höbenreich schrieb – ein Krimi von rund 540 Seiten,
zum Glück aber mit großzügigem Satzspiegel, so dass man es zügig lesen kann.
Eingeteilt ist das Buch in fünfzehn Hauptkapitel („Tage“), und ich dachte
zuerst, ich könnte jeden Tag eines dieser Hauptkapitel lesen, aber das hat aus
verschiedenen Gründen, die zum Teil bei mir liegen, nicht hingehauen. War auch
nicht schlimm.
Es geht in dem Roman darum, dass der
fünfzehnjährige Leo verschwunden ist. Anfangs nehmen die Nachforschungen der
Polizei nicht besonders viel Tempo auf, denn ein Fünfzehnjähriger kann überall
sein – aber wo? Naturgemäß tappt die Polizei im Dunkeln. Zu vielfältig sind die
Möglichkeiten. Je mehr die Polizei herausfindet, desto rätselhafter wird der
Fall. Wo hält sich der Vermisste auf, und wer ist diese rätselhafte Tilda?
Diese Frage geistert durch die gesamten Nachforschungen, aber auch hier ergeben
sich immer neue erstaunliche Wendungen.
Da der Roman quasi in „Echtzeit“ geschrieben
ist (daher der Titel – die Ermittlungen dauern so lange), muss der/die
Leser(in) die Überlegungen mitmachen. Immerhin sind hier die Ansätze verankert,
die später bei der Lösung eine wichtige Rolle spielen. Das gehört sich für
einen guten Krimi. Die Hauptautorin ist als erstklassige Rechercheurin bekannt,
und sie schildert die Abläufe und die diversen Anläufe bei der Polizei recht
genau, und da kommt die Maschinerie halt schleppend in Gang. Das ist nun mal so
in der Realität. Aber der Leser rätselt mit, und das ist gut so.
Doch dann passiert etwas Überraschendes, mit
dem man überhaupt nicht gerechnet hat, und es wäre nicht nett von mir, diese
Entdeckung hier zu verraten. Ab hier wird jedenfalls der Roman richtig
spannend, es kommen ständig neue Wendungen hinzu, die zur Aufklärung führen –
und zuvor zu neuen Rätseln. Insgesamt also eine realistische und spannende
Erzählung, die ich mit leichten Anlaufproblemen mit zunehmender Spannung
gelesen habe, bis hin zum fulminanten Schluss.
Die Geschichte spielt am Starnberger See, in
Tutzing und zum Teil auch in Starnberg und Fürstenfeldbruck, aber es ist nicht
unbedingt einer der üblichen Lokalkrimis, sondern kann auch ohne Abstriche
anderswo gelesen werden. Ich würde ihn eher als Polizeikrimi lesen. Die
ermittelnden Beamten, zunächst etwas farblos, werden zunehmend plastischer, was
in etwa so realistisch ist, als würde man sie nach und nach persönlich
kennenlernen. Gut gelöst.
Also, liebe Leser(innen), lasst Euch nicht
nach wenigen Seiten frustrieren, auch wenn die Ermittler es zunächst sind. Sie
haben immerhin Durchhaltevermögen, Neugier, Interesse und schließlich Tatkraft,
um das Richtige zu tun, und sie lösen den Fall auch unter persönlichen
Entbehrungen.
Die Aufmachung ist ansprechend, der Text gut
lektoriert.
Es lohnt sich, diesen Roman zu lesen.
Rosemarie
Benke-Bursian, Veronika Otto und Jonas Höbenreich: 15 Tage. Kriminalroman.
Smart & Nett Verlag, München, ISBN
978-3-946406-20-4, Hardcover, 22,90 €