Im Rahmen eines Interviewprojektes hat Mirco von Maydell mir ein paar Fragen gestellt - hier meine Antworten:
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Der Autor mit Tochter Teresa - 2016 in Barcelona
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Event: Crime & Thrill - Autor Nr. 9
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Dieter Walter
1.) Stell dich einmal vor, wer bist du, woher kommst du, was machst du so?
Ich heiße Dieter Walter, bin 1950 in Iserlohn geboren, aufgewachsen im mittleren Ruhrgebiet und lebe seit rund 20 Jahren in Bayern. Ich schreibe seit meinem 12. Lebensjahr, und mein Berufswunsch war schon immer «Schriftsteller». Ich habe in Bochum Sinologie und Publizistik studiert, so dass ich notfalls Ostasienkorrespondent hätte werden können, wenn es mit dem Schreiben nicht geklappt hätte. Mein Haupt-Pseudonym ist «Viktor Glass», und ich habe noch 24 weitere Pseudonyme, da ich in verschiedenen Genres arbeite.
2.) Hast du direkt oder indirekt beruflich mit dem Genre zu tun oder hat es dich einfach gepackt, dass du dabei geblieben bist, mit dem Schreiben?
Das Schreiben ist mein Beruf, ich habe darauf hingearbeitet. Als Schüler war ich erst Mitarbeiter, bald Redakteur der Schülerzeitung, und manchmal schrieb ich die Mehrheit der Artikel. Damit das nicht auffiel, wählte ich hin und wieder Pseudonyme. Ich habe auch für meine jüngeren Geschwister geschrieben, denen ich hin und wieder vorlas – zum Beispiel eine Fortsetzung von Enyd Blytons «Fünf Freunde» - ein Kinderkrimi in einem handgeschriebenen Band, nicht mehr als ein Vokabelheft. Später, während des Studiums, schrieb ich eine Krimi-Satire, «Der Mordfall Lady Pettycoat», der in einem Kleinverlag (édition trèves) erschien, und dann begann ich mit Übersetzungen von Fantasy und SF aus dem Englischen und Französischen, erst nebenbei, dann kamen Unterhaltungsromane hinzu, «Groschenhefte», da machte ich mich selbstständig. Seit 1982 schreibe ich nun freiberuflich, habe aber erst 2004 oder 2005 wieder Zeit für einen Krimi gehabt, der allerdings schnell vergriffen war. Erst jetzt, nach achtjähriger (zweiter) Ehe, die fürchterlich schieflief und zu einer fast ebenso langen Schreibpause führte, fühlte ich mich wieder stark genug. Dieses Jahr habe ich einen Krimi geschrieben, der gleich vom Verlag angenommen und sogar sofort produziert wurde, er ist unter dem Titel «Schüssler und die verschwundenen Mädchen» und meinem Pseudonym «Viktor Glass» im Pendragon-Verlag erschienen. Es gibt dazu eine tolle Rezension im «Schurken-Blog»:
https://schurken.blog/…/viktor-glass-schuessler-und-die-ve…/ Die trifft es genau auf den Punkt.
3.) Wer weiß von dir, dass du schreibst(Familie, Freunde, Bekannte, etc.)? Wie finden die das so? Unterstützen die dich?
Ja, meine Familie und meine Freunde wissen, dass ich schreibe. «Dann hast Du ja Zeit», hieß es immer – und hat dazu geführt, dass ich oft mit Nebentätigkeiten überschüttet wurde. Während der Ehe habe ich den Haushalt gemacht (Und zwar gern: Baby! Unsere Kleine ist jetzt 6!), meine Frau hat mich beruflich nicht unterstützt, hat sogar heimlich oder im Streit Bücher aus meiner Bibliothek vernichtet. Ich bin aber auch oft von Freunden gebeten worden, «mal eben» ihren Text durchzusehen und zu beurteilen, ihn zu korrigieren oder gar zu redigieren. Umsonst oder zum Freundschaftspreis. Das ging so weit, dass ich kaum noch zu eigenen Arbeiten kam. Als meine Ehe in die Brüche ging, habe ich die Gelegenheit ergriffen zu sagen: Damit ist jetzt Schluss. Meine Lebenszeit ist schließlich begrenzt. Ich schreibe jetzt nur noch Bücher, die ich schreiben will, und zwar meine eigenen und die, die ich irgendwann meiner Tochter als Vermächtnis hinterlassen möchte. Da mein Schüssler-Krimi gut anläuft, habe ich einen zweiten mit den gleichen sympathischen, außergewöhnlichen Hauptakteuren begonnen. Meine Freunde haben jetzt Verständnis dafür, dass ich nicht ständig ihre Sachen durchkorrigieren kann, jedenfalls nicht umsonst. Ich bin froh, dass meine kleine Tochter «Schriftsteller» als ihren (vorläufigen) Traumberuf sieht und bereits jetzt kleine Büchlein bastelt, in die sie ganz irre Bilder malt.
4.) Was ist das Besondere an dir? Was glaubst du, schätzen deine Leser an dir?
Was das Besondere an mir ist? Ich kann erzählen. Ich bin voller Geschichten, und ich werde es im Leben nicht schaffen, sie alle aufzuschreiben, denn jede Geschichte hat ihre Nebengeschichte, und eine zieht die andere nach sich. Ich habe das von meinem Großvater mütterlicherseits geerbt. Der konnte immer etwas erzählen, und er hatte genauso viel Sinn für Absurdes wie ich. In meinen Büchern muss ich mich da natürlich zurückhalten.
5.) Kann man dich und deine Werke irgendwo lesen? Hältst du gar Lesungen? Wenn ja, wo?
Ja, mein Roman «Schüssler und die verschwundenen Mädchen» ist aktuell erhältlich, und wenn man z.B. bei Amazon nachschaut, gibt es da unter meinem Pseudonym «Viktor Glass» noch den Roman «Diesel» (über den ungeklärten Tod des Erfinders), «Goethes Hinrichtung» (über ein zweifelhaftes Todesurteil, an dem Goethe beteiligt war), und «Das Attentat des Herrn Hauber», (die Geschichte eines vereitelten Attentats auf Hitler, die ich in Zusammenarbeit mit dem Diplomaten Heinz Keller geschrieben habe). Aus meinem aktuellen Roman lese ich am 2.6. in der Bücherei Horgau und dann wahrscheinlich im Herbst in Iserlohn und in Frankfurt auf der Buchmesse bei einem Krimi-Event.
6.) Hast du schon mal was total craziges gemacht? Z.B. Tatorte/Gruselige Orte aufgesucht, oder schon mal per Rollenspiel deinen Krimi nachgespielt oder oder?
Ja, verrückte Sachen habe ich zuhauf gemacht, allerdings früher mehr als heute. Zum Beispiel habe ich mich mal daran beteiligt, bei einer Kommunalbehörde einen zusätzlichen Bürger in die Einwohnerdatenbank und ins Wählerverzeichnis zu schmuggeln. Dieser «Schwindolar Schwan», den es natürlich nicht gab, erregte in den 80er Jahren Aufsehen und musste pro forma «entmündigt» werden, damit er nicht plötzlich Wahlunterlagen beanspruchen konnte. Außerdem habe ich einer Stadtverwaltung im mittleren Ruhrgebiet angeboten, in einer alten Zeche einen privaten Friedhof zu eröffnen, in platzsparender «Senkrechtbauweise» im Hauptschacht. Das hat zu ernsthaften Korrespondenzen geführt. Ganz so kreativ bin ich heute nicht mehr, bzw. verwende ich meinen Einfallsreichtum lieber auf Buchprojekte.
Die «Tatorte» meiner Krimis suche ich alle auf, sofern sie denn existieren. Und Lesungen von mir finden manchmal an absurden Orten statt: Maschinenfabrik, Erotikshop, Autowerkstatt, Möbelhäuser etc. – sogar in Buchhandlungen.
7.) Wenn du die Möglichkeit hättest, einen Autor/eine Autorin aus deinem Genre kennenzulernen, wer wäre das?
Wenn ich die Möglichkeit hätte, eine Krimi-Autorin oder einen Krimi-Autor zu treffen, wäre das am liebsten Val McDermid, eine taffe ältere Dame aus Schottland, die zahlreiche Krimis geschrieben hat, lange Zeit College-Dozentin war, für die Rechte von Homosexuellen und für die schottische Unabhängigkeit eintritt und auch heute noch ihr Wissen und ihre Erfahrungen weitergibt.
Von deutschen Krimiautoren habe ich schon mehrere getroffen.
8.) Was schreibst du noch? Findet man dich in weiteren Genres?
Ich habe im Laufe meines Berufslebens natürlich auch Erfahrungen in anderen Genres gemacht, insbesondere (unter diversen Pseudonymen) Liebesromane, Erotik, SF/Fantasy, historische Romane. Meine Krimis sind ja auch fast historisch, denn sie spielen in der Regel zwischen 1890 und 1900, also in der guten alten Zeit, die so gut ja gar nicht war.
9.) Bist du selbst ein Krimi-/Thrillerleser/Krimi-/ Thrillerschauer oder reicht es dir zu wissen, dass du Krimis/Thriller verfasst?
Ja, ich habe immer gern Krimis gelesen, lange Zeit Lokal- oder Regionalkrimis, aber schließlich ging mir die oft übertriebene «Witzischkeit» und die inflationäre Nennung von Straßennamen auf die Nerven. Ich lese jetzt aber immer noch gern deutsche Krimis. Angefangen habe ich mit den Paul-Temple-Hörspielen im Radio (60er Jahre), aber ich habe auch schon als Jugendlicher die erzgebirgischen Erzählungen von Karl May gelesen, oft mit Krimi-Charakter, oder «Das Fräulein von Scudéry» von E.T.A. Hoffmann, worin eine Schriftstellerin einen Serienmörder zur Strecke bringt – und das im 17. Jahrhundert. Heute lese ich ganz unterschiedliche Krimis, auch ganz neue Titel, etwa drei bis vier pro Woche, und sehe gern gute Krimis im Fernsehen (einen pro Woche).
10.) Hast du eine Facebookseite/Internetseite, die zeigt, was du so machst?
11.) Welches Ziel/welche Ziele hast du dir als nächstes gesteckt?
Ziele – ja, habe ich. Zunächst einmal möchte ich mindestens so alt werden, dass ich in Ruhe meine nächsten konkreten Buchprojekte fertig machen kann. Das sind: mindestens noch zwei Schüssler-Kriminalromane, außerdem ein Buch über den Maler Joseph Anton Koch und schließlich einen autobiographischen Roman, der «Sommer mit zwei Großvätern». Da geht es um einen Jungen, etwa 12/13, der in seinen Sommerferien nicht nur seine Pubertät als Abenteuer entdeckt, sondern auch die Unterschiede zwischen seinen beiden Großvätern – der Vater des Vaters ist Gerichtsvollzieher und ein alter Nazi-Offizier, der allerhand Dreck am Stecken hat, der andere ist ein gestandener Ur-Sozialdemokrat und Kleinfabrikant, der in der Nazizeit einen jüdischen Freund versteckt hat. Deren Kinder sollten nicht heiraten dürfen, doch damit sie «mussten», haben sie einfach ein Kind gezeugt – eben den Jungen, der nun beide verschiedene Großväter auch noch als Patenonkel hat, die ihn abwechselnd als Feriengast beanspruchen. Dieses Thema ist mir wichtig, und ich arbeite hin und wieder mal daran, wenn ich mal mit einem Auftragstext nicht weiterkomme.
Dann habe ich auch noch einen dystopischen Roman in Arbeit, der im sibirischen Winter spielt – einen Roman um die Mutter und die minderjährige Geliebte eines russischen Serienmörders, frei erzählt nach tatsächlichen Begebenheiten. Und dann hätte ich da noch… und… - aber dazu muss ich mindestens hundert Jahre alt werden und bei Verstand bleiben. Das Abitur meiner Tochter (sie kommt gerade in die Schule) möchte ich mindestens auch noch erleben. Hoffentlich nimmt sie mich danach auch noch auf ihre Weltreise mit.