Zum heutigen "Tag der Menschenrechte" sendet mir die Autorin und gute Freundin Angeline Bauer den folgenden Gastbeitrag. Ihr eigener empfehlenswerter Blog ist unter diesem Link zu finden.
Das sagt man so, dass Reisen bildet – und ja, ich finde, es
stimmt. Nicht nur, was Geographie oder Geschichtswissen betrifft, auch
Herzensbildung spielt da eine große Rolle. Wer oft im Ausland war und fremde
Kulturen kennenlernen durfte, wird den Fokus seines Denkens erweitern.
Ich habe einige Länder dieser Welt bereist und einen leisen
Einblick in unterschiedliche Kulturen nehmen dürfen. Ich habe viel
Gastfreundschaft erlebt, aber auch vieles gesehen, das ich nicht gutheißen kann
- dass Frauen nicht zur Schule gehen und sich nicht frei bewegen dürfen, dass
Kinder arbeiten müssen zum Beispiel ...
Natürlich, wenn fremde Kulturen aufeinanderstoßen, kann das
nicht ohne ‚Befremdungen‘ vor sich gehen! Aber trotz dieser Dinge, die einem
das Herz vielleicht verengen könnten, bleiben Menschen Menschen, und solange
sie nicht töten, quälen und vergewaltigen, verdienen sie als solche unseren
Respekt. Das scheint mir, aber gerade auch jetzt zu Weihnachten sehr wichtig.
Aber wie kam ich noch drauf ...? Ach ja, richtig! Heute habe
ich habe beim Warten an der Kasse ein Gespräch belauscht. Sagt der eine (ist
Sozialarbeiter im hiesigen Asylheim) zum anderen (hat einen kleinen
Malerbetrieb):
„Einer der Asylbewerber aus Afrika und hat jetzt seine
Duldung erhalten. Der hatte zu Hause einen kleinen Betrieb im Baugewerbe. Du
suchst doch einen Anstreicher, kannst du ihn nicht einstellen?“
Der andere mit hörbarem Entsetzen in der Stimme: „Was denkst
du bloß, ich kann doch keinen Neger zu meinen Kunden schicken!“
Das hat mir am Abend noch immer in den Ohren geklingelt,
zumal derjenige der diese Antwort gab sehr häufig in die Kirche geht. Und dann
fiel mir ein, dass es in genau dieser Kirche bis vor zwei Jahren noch einen
Kaplan gab, der aus Sri Lanka kam und sehr dunkelhäutig war, und dass es in
eben dieser Kirche auch einen Ministranten gibt, der Afrikaner ist. Tja, und
dann ist da im Kreiskrankenhaus noch dieser Arzt, der ebenfalls aus Afrika
stammt. Was wäre, wenn oben genannter Malermeister nach einem Unfall auf den
OP-Tisch käme und dieser Arzt müsste ihn operieren oder er würde verbluten?
Würde er „nein danke“ sagen und lieber sterben, als sich von schwarzen Händen
behandeln zu lassen?
Hm ... sollte ich dem Mann mal wieder begegnen, werde ich
ihn das fragen.
Die gefährlichste aller
Weltanschauungen
ist die Weltanschauung
der Leute,
welche die Welt nicht
angeschaut haben.
Alexander von Humboldt (1769-1859)
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