In der ganzen Wohnung duftet es – meine Frau hat frisches Brot gebacken, und da der Herd gerade so schön heiß war, noch einen Käsekuchen dazu. Mein Lieblingskuchen, den ich noch aus meiner Kindheit so gern mag. Ich bekam ihn immer, wenn ich die Ferien in Iserlohn verbrachte, und er lässt Erinnerungen aufsteigen. Die kleine Stadt im märkischen Sauerland war in den Fünfzigern geprägt von Kleineisenindustrie, deren Betriebe sich vor allem nördlich und südlich des damaligen Ostbahnhofs in Wohngebiete mischten. Da habe ich die ersten Kinderjahre verbracht, bin danach selbst in der Studentenzeit noch jedes Jahr zweimal bis dreimal hingefahren und habe den allmählichen Wandel vom abenteuerlichen zum langweiligen Viertel beobachten können. Ich habe verschiedentlich kleine Geschichten über Erlebnisse in dieser Zeit geschrieben - sie könnten, zusammengefasst zu einem Episodenroman, ein buntes Zeitbild einer Kleinstadt in den Fünfzigern ergeben. Oder aber den Hintergrund für einen Roman. Vielleicht ein Projekt für 2014, wenn die bestehenden Entwürfe abgearbeitet sind – oder verworfen. Diese Entscheidung kann ich mir noch offen lassen.
Die entspannte Atmosphäre dieses Tages habe ich genutzt, um kleine Exposés zu machen, den neuen Roman anzufangen (die ersten Seiten sind immer die schwersten, aber ich glaube, ich habe nun den Einstieg gefunden, und meine Protagonistin beginnt, zu leben) und eine Erzählung zu suchen, die ich auf einer meiner Archiv-CDs abgespeichert hatte: "Die Brücke von Bischofszell". Sie ist in diesen Tagen in der Anthologie "Drei Tagesritte vom Bodensee" des Gmeiner-Verlages erschienen und gut angekommen. Die Stadtbücherei in Singen möchte auch diese Geschichte – Vortragszeit ist 27 Minuten, da bleibt nur wenig Zeit für "Goethes Hinrichtung". "der Mann, der Hitler töten wollte" wird dann auch schon da sein – vielleicht kann ich die Gelegenheit nutzen, eine Lesung mit einem Buchhändler zu arrangieren.
Seit Langem ein gut ausgefüllter und angenehmer Sonntag.
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