Lesungen abzuhalten ist immer ein kleines Abenteuer. Man weiß nie, wie viele Leute kommen, um einem zuzuhören, und wie die Leute auf das, was man vorliest, reagieren. Den Raum hat man meist noch nicht oder höchstens im Internet gesehen, und man weiß nicht, wie die Akustik und die Lichtverhältnisse sind. Das alles ist für das Ergebnis sehr wichtig. Mit Ergebnis meine ich jetzt nicht die Anzahl der Bücher, die anschließend verkauft werden, sondern die Zufriedenheit der Besucher – auch wenn sie nicht sofort ein Buch von mir kaufen, sollten sie sich an die positive Stimmung erinnern, vielleicht anderen davon erzählen, später bei den Weihnachtseinkäufen vielleicht daran denken, dass sie noch hier und da ein Reservegeschenk in petto haben sollten.
Drei ganz unterschiedliche Lesungen hatte ich in den letzten Tagen: In Bobingen, in Stadtbergen und in Augsburg-Oberhausen, und alle drei waren für sich ein stimmungsvolles Erlebnis, wofür ich jedem der Veranstalter dankbar bin.
Bobingen: Veranstalter war das Kulturamt. In der "Mittleren Mühle", einem liebevoll restaurierten Kulturdenkmal, gibt es unter dem Dach einen gut ausgestatteten Vortragsraum, den ich schon von verschiedenen Gelegenheiten her kenne. Vierzig bis fünfzig Leute passen da hinein. Ganz so viele sind zwar nicht gekommen, aber das war nicht schlimm. Es war eine nette, entspannte Atmosphäre. Florian Höck (Saxophon) und Natalya Frenzel (Klavier) spielten Musik von Astor Piazzolla, wovon mich besonders der "Libertango" am Ende begeisterte, und ein kleines Mädchen (vermutlich die Tochter der Pianistin) spielte mit ihrem Teddybär. Ein gutes Zeichen. Herr Dr. Köhler, mein Lektor im Wißner Verlag, war dabei (er hat Analyn und mich sicher hin und zurück gefahren, wofür ich ihm hier besonders danke). Im Publikum erkannte ich Birgit Fuchs, eine Schriftstellerkollegin, und Ingeborg Anderson, eine in der Region recht bekannte Künstlerin und Journalistin. Besondere Ehre: Frau Donderer aus Reinhartshofen, eine Nichte von Luise Rinser und eine der Wirtinnen des Gasthofs "Grüner Baum" (siehe meinen Reiseblog), war zugegen und zeigte sich begeistert über meinen Krimi.
So ein paar bekannte Gesichter heben die Stimmung, aber ich hätte besser mit der Auswahl der Texte keine Experimente gemacht – es gibt spannendere Stellen als die, die ich an diesem Abend vorgelesen habe. Trotzdem war ich froh, dass die Leute sich nicht gelangweilt haben, sondern sich eifrig an den Büchertisch von Frau Lohrke (die aus ihrer engen Buchhandlung in der Bahnhofstraße jetzt in größere Geschäftsräume gezogen ist) begaben.
Mein Publikum - Hintere Reihe rechts: Birgit Fuchs, vorn rechts mit Kamera: Ingeborg Anderson, vorn links, mit gestreiftem Pullover: Frau Donderer
Stadtbergen: Sechs Tage später war ich in der neuen Buchhandlung in Stadtbergens Bismarckstraße eingeladen (http://www.buchstaben-online.de/). Früher ein Second-Hand-Laden mit beengten Verhältnissen, zeigt der Laden heute, was man mit einem geschickten Händchen für Gestaltung alles anfangen kann. Der Laden ist in zwei Ebenen mit zwei oder drei Stufen Unterschied geteilt, hat sehr viel für Kinder und Fantasy-Freunde im Angebot, gute Beratung und muntere, sehr freundliche Besitzer, die sich die Mühe gemacht hatten, nach der Lektüre meines Romans den Wein, der darin erwähnt ist, eigens für diesen Abend zu besorgen. Besondere Attraktion im Laden ist übrigens ein kleiner, liebevoll aufgemachter Tisch gleich hinter der Ladentür, auf dem diverse Heftchen mit Leseproben aktueller Bücher zu finden sind. Zum Lesen saß ich in einem bequemen, altertümlich wirkenden Sessel mit gehobenem Einsink-Faktor einem interessierten Publikum gegenüber, und mir wurde zum ersten Mal richtig bewusst, dass das Wort LADEN der mittlere Teil von einLADENd ist.
Eine gemütliche Atmosphäre zum Lesen
Einen Tag später habe ich im Hirblinger Hof in Oberhausen gelesen, dem Originalschauplatz meines Romans - doch davon morgen oder übermorgen.
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