Kaum ist die "Neue Welt" entdeckt, setzt auch schon die Jagd nach unvorstellbaren Reichtümern ein. Konquistadoren und kirchliche Fanatiker richten unfassbare Verwüstungen an und verknechten Völker, die blühende Hochkulturen hervorgebracht hatten. Immer mehr und noch mehr Gold wollen die Eroberer an sich reißen, Habgier ist ihre Religion. In diese Geisteshaltung hinein wird der Mythos von El Dorado geboren, dem sagenhaften Indianerfürsten, der sich zu Festen komplett vergolden lässt – in einer Stadt, in der vom Dachziegel bis zum Pflasterstein alles aus purem Gold ist. Als der Held dieses Romans, Nicolaus Federmann, auf ein goldenes Amulett mit einer seltsamen Zeichnung stößt und der geheimnisvollen Indiofrau Mayana begegnet, die eine markante Tätowierung auf der Haut trägt, erliegt auch er dem Goldfieber und macht sich mit der jungen Schönheit auf nach Südamerika. Hier aber wartet die Hölle auf ihn.
Dieser Roman ist fesselnd geschrieben, und ich habe das Buch mit großer Skepsis zu lesen begonnen, wobei ich mich fragte, ob der Autor es schafft, rund 620 Seiten mit Spannung zu füllen und den Leser bei Laune zu halten. Nur so viel: Er schafft es. Man kommt gar nicht auf die Idee, das Buch zur Seite zu legen, es sei denn, es ist schon morgens um vier und man muss um sechs raus zur Arbeit. Es passiert einfach ständig Neues und Unerwartetes, und ich muss hier wieder mal mein englisches Lieblingswort "unputdownable" verwenden. Peter Dempf kann großartig Ereignisse, Landschaften, Menschen, Beziehungen und Intrigen schildern, in einer angenehm leichten, verständlichen Sprache. Die Lektüre hat sich gelohnt – dies ist ein historischer Abenteuerroman, wie man ihn bisweilen gern ein zweites Mal liest. Als alter Karl-May-Fan wage ich zu behaupten, dass ich Dempf heute mindestens genauso gern lese.
Peter Dempf: "Der Traum von Eldorado". Lübbe Hardcover, 622 Seiten, ISBN 978-3-7857-2410-1, Preis 22,99 Euro
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