Die Stadtbücherei in Singen/Hohentwiel hat mich eingeladen, im Vorprogramm der diesjährigen "Historica" meine Geschichte "Die Brücke von Bischofszell" vorzutragen, die in der Anthologie "Drei Tagesritte vom Bodensee"
(Gmeiner-Verlag, ISBN 978-3-8392-1050-5, 418 Seiten, Preis 12,90 €) erschienen ist. Fahrt, Unterkunft und ein Honorar dazu – das und natürlich die Reise selbst lockte mich. Analyn und ich brachen am Freitag früh auf und genossen, nachdem der Nebel sich gelichtet hatte, den Anblick des bunten Herbstlaubs zu beiden Seiten der Strecke.
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Lesung in Hilzingen |
Singen hatte ich oft durchfahren, wenn ich auf dem Weg nach Basel oder zurück war, und außer dem großen Schriftzug "Maggi" auf einem Werksgebäude kannte ich bisher nichts. Nun standen wir auf dem Bahnhof und suchten das Klo – es war entsetzlich dreckig. Nach diesem Erlebnis spazierten wir Richtung Hotel durch eine graue Innenstadt, vorbei an ungewöhnlich vielen Schnellimbissen und Billigläden, diverse Male angerempelt oder angeraunzt von ruppigen Leuten (z.B. einer fetten Radfahrerin, der ich mit unserem Koffer in der Fußgängerzone nicht schnell genug auswich) – man merkt dieser Atmosphäre an, dass in letzter Zeit die Arbeitslosigkeit hier in der Stadt plötzlich und rasch gestiegen sein muss.
Das moderne Hotel (Holiday Inn Express) söhnte uns gleich wieder aus – echt nettes Empfangspersonal, dann ein schönes, helles Zimmer mit etlichen, einzeln schaltbaren Lampen, einem tollen Bad, einem bequemen Bett, Schreibtisch, Fernseher, Internet-Anschluss, gratis Tee und Kaffee, großem Fenster und geschmackvoller Ausstattung sowie funktionierender Klimaanlage. Hier konnte man es sich gut gehen lassen!
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Würzige Erinnerung |
Pünktlich um sieben kam Frau Grieshaber, die Leiterin der Stadtbücherei, die diesen Abend sorgfältig geplant und organisiert hatte, und brachte uns nach Hilzingen, wo ich zusammen mit Alexandra Guggenheim lesen sollte. Die Veranstaltung war gut angekündigt, in mehreren Zeitungen und im Internet erschienen, also bestens vorbereitet, aber leider kamen doch nur etwa zwanzig Leute. Kann vorkommen – wer weiß, was am Freitagabend im Fernsehen lief. Ich las zuerst und hatte das Gefühl, meine Geschichte kam gut an. Mein neues Buch, dass ich zusammen mit Heinz Keller geschrieben habe, konnte ich auch kurz vorstellen, aber mehr hätte nicht in den Rahmen dieser Veranstaltung gepasst. Nach mir las Frau Guggenheim ihre Geschichte "Das Reisetagebuch", eine Erzählung über Goethes fiktive Begegnung mit einer jungen Frau hier in Hilzingen, eine recht amüsante Geschichte, die auch in der Gmeiner-Anthologie enthalten ist (insgesamt ein lesenswertes Buch). Anschließend gab es noch einen gemütlichen Abend in einem italienischen Lokal, wobei ich eine Menge über Hilzingen und seine Bewohner erfuhr.
Die Nacht im Hotel ließen wir lang werden und genossen am Morgen die herrliche Dusche (meine erste Hoteldusche, die konstant die Temperatur beibehielt, die ich gewählt hatte). Gern wären wir noch in die Scheffel-Ausstellung der Stadtbücherei gegangen, aber wir hatten zu lange herumgetrödelt, ausgiebig gefrühstückt, und dann drängte es uns doch nach Hause. Das Wetter war grau und unfreundlich geworden, aber Alles in Allem habe ich Singen dann doch in guter Erinnerung – die perfekte Organisation, die guten Gespräche (bei denen ich überwiegend die Ohren aufsperrte), das schöne Hotel, die tolle Landschaft in der Umgebung. Analyn war auch recht begeistert. Danke an Barbara Grieshaber für die Einladung und die großartige Organisation!
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