Vor Kurzem ist in Frankfurt
wieder die weltgrößte Buchmesse zu Ende gegangen – über 7100 Aussteller
präsentierten mehr als 400.000 Ausstellungsstücke (Bücher, Landkarten und
digitale Produkte - Hörbücher und eBooks – Quelle: www.messen.de ).
Wer soll das alles lesen, frage
ich mich. Nun, die meisten Neuveröffentlichungen sind wissenschaftlicher Natur,
aber dadurch, dass eBooks und Werke von Selfpublishern jetzt mitgerechnet
werden, hat die Belletristik längst prozentmäßig einen höheren Anteil. Immer
mehr Lesestoff!
Viele Buchbegeisterte bemühen
sich, die wichtigsten Neuerscheinungen zu lesen, was aber wahrscheinlich in
einem halben Jahr nicht zu schaffen ist, denn da wartet dann die Leipziger
Buchmesse mit weiteren Neuerscheinungen auf. Bei den Buchblogger(inne)n wird
der Stapel noch zu lesender Bücher immer höher, die Besprechungen immer kürzer oder oberflächlicher.
Ich habe beschlossen, mich nicht
selbst so unter Druck zu setzen – ich bespreche wenige Bücher: Fast nur die,
die mir gefallen oder hin und wieder eins, über das ich mich besonders geärgert
habe. Meist liegt die Buchmesse dann schon eine Weile zurück, oder es hat dann
schon die nächste stattgefunden. Mein Buchhändler sagt, dass die Leute dann eher
Neuerscheinungen verlangen und in die „alten“ gar nicht mehr hinein schauen,
selbst wenn er sie aus dem Regal nimmt und auf den Tisch legt. Das ist schade,
und es ist Verschwendung wertvoller Ressourcen.
An einem Buch hat ein Autor oder
eine Autorin viele Monate gearbeitet, oft sogar Jahre, hat Lebenszeit und
Lebenserfahrung hineingesteckt, Energie, Hoffnung und „Herzblut“. Und das nur,
damit das Buch nach einem halben Jahr vom Markt verschwindet?
Es gibt Verlage, die führen noch
eine Backlist und bewerben auch Bücher, die ein halbes Jahr oder älter sind –
solche Verleger gefallen mir, denn sie zeigen damit, dass sie ihre Bücher
lieben und auch für ihre Autoren sorgen.
Als Autor freue ich mich natürlich, wenn mein Buch länger erhältlich ist
als nur ein paar Monate nach Erscheinen. Oft braucht die Presse einige Zeit, um
Rezensionen zu schreiben (zumal wenn der Autor nicht zu den bekannten Koryphäen
zählt), und die Buchhandlungen machen natürlich nur Lesungen, wenn damit zu
rechnen ist, dass auch noch Bücher verkauft werden können.
Ein anderer Punkt ist, dass ein
Buch sich nachträglich noch als Best- oder Longseller erweisen kann, oder dass
manch ein Leser sich einen bestimmten Titel erst später kauft, weil er nicht
all die Neuerscheinungen, die zur Messezeit auf den Markt kommen, gleichzeitig
wahrnimmt und schon gar nicht gleichzeitig kaufen kann.
Ich zum Beispiel mache unter
älteren Büchern so manche Entdeckung. Das muss nicht erst auf dem Wühltisch
passieren (das ist ohnehin eine schädliche Einrichtung, denn dort landen Bücher
oft viel zu schnell, weil speziell die großen Verlage den Lagerplatz möglichst
bald wieder brauchen und durch die Verramschung nicht nur Lagerkosten sparen,
sondern auch noch das Stückhonorar des Autors), sondern ich suche, wenn mir ein
Buch gefallen hat, auch noch nach anderen, eben älteren, Titeln des Autors, die es von ihm
gibt. Dass ich als Leser diese Chance habe, ist meist einer Backlist zu
verdanken.
Dass Bücher damit länger auf dem
Markt sind, freut einerseits den Leser, der auf Empfehlungen durch Rezensionen
oder Mundpropaganda noch zurückgreifen kann, andererseits den Buchhändler, der
seine Regale nicht ständig für immer mehr Kurzlebiges umräumen muss und vor
allem weniger remittiert.
Ich habe zur Zeit einen ganzen
Stapel „Backlist“ und aktuelle Titel hier liegen, größtenteils frisch gelesen,
und ich werde in der nächsten Zeit sicher etwas darüber schreiben:
Rainer Gross: „Grafeneck“
Rainer Gross: „Kettenacker“
Alexander Häusser: „Zeppelin!“
Mechtild Borrmann: „Wer das
Schweigen bricht“
Andreas Kollender: „Kolbe“
Andreas Kollender: „Von allen
guten Geistern“
(diese Titel stammen allesamt
aus dem Pendragon-Verlag)
Weiterhin liegen hier:
Jan Hoffmann: „Tod in Augsburg“
(emons:)
und Tom Rob Smith: „The Farm“
(Simon Schuster) – dieses Buch lese ich
gerade. Spannend, mitreißende Geschichte, aber in sehr winziger Schrift!
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