Am Wochenende
Die Samstage und Sonntage unterscheiden
sich sehr von den Wochentagen - sie beginnen meist ruhig. Da meine Tochter
nicht zum Kindergarten muss, lasse ich sie schlafen, so lange sie möchte. Ich
sitze dann selbst um fünf oder halb sechs am Schreibtisch und schreibe, was ich
schreiben muss oder will. Ich schaffe viel. Irgendwann gegen neun kommt Teresa
in mein Arbeitszimmer, verschlafen, den Teddy an sich gepresst, die Augen fast
geschlossen, das Haar wild wie ein Engel. Sie klettert auf meinen Schoß,
schlummert noch einen seligen Moment an meiner Schulter, bis sie zu schwer wird
und ins Rutschen gerät. Dann steigt sie ab, sagt "Kakao!" und läuft,
den Teddy jetzt an der Hand baumelnd, ins Wohnzimmer und kriecht auf dem Sofa
unter meine noch ausgebreitete Schlafdecke. Sobald ich den Kakao fertig habe,
beginnt ihr Tag, und meine Arbeit geht weiter, bis meine Frau aufwacht.
Wochentags
Da kommt es auf den
Schichtdienst meiner Frau an. Hat sie Frühschicht, muss sie um sechs los. Ich
stehe um vier Uhr zwanzig auf, mache ihr Frühstück, mir einen Kaffee,
beantworte Mails von gestern, wecke Analyn um fünf, arbeite noch ein bisschen,
lege mich noch einmal hin, wenn sie geht. Um viertel vor sieben wecke ich
Teresa, dann in kürzeren Abständen immer wieder - sie kommt schwer hoch. Ich
bereite ihr Frühstück zum Mitnehmen, mache ihren Kakao, dann kommt sie - zuerst
auf das Sofa, kuschelt sich unter meine Decke, trinkt ihren Kakao. Dann das
Übliche - Anziehen, Weg zum Kindergarten. Wenn ich zurückkomme, schwanke ich
vor Müdigkeit, mache mir einen Kaffee zum Kaltwerden, lege mich noch einmal hin
- mit einem Buch, schlafe dabei aber oft noch einmal für ein paar Minuten ein.
Aber das Buch brauche ich - im Moment habe ich sonst wenig geistige Anregung.
Nach einer Stunde guter Lektüre geht die Arbeit wie von selbst.
Lesen
Leseliste und Lesestapel
umfassen Neueres und Älteres - im Moment eher Zwanzigstes Jahrhundert.
Eigentlich komme ich nur in dieser Morgenstunde zum Lesen, ansonsten muss ich
mich aufs Klo zurückziehen. Auf baldige Lektüre warten: "Das Kind von
Morgen" von Ray Bradbury, "Die grüne Stute" vom Marcel Aymé,
"Hinter jenen Bergen" von Thomas Wolfe, "Die Haut" von Curzio
Malaparte.
Kürzlich gelesen: "Der alte
Patagonien-Express" von Paul Theroux (siehe Reiseblog), "Kolbe"
von Andreas Kollender und "Duft nach Weiss" von Stefanie Gregg.
Zur Zeit lese ich Henry Miller,
"Der Koloss von Maroussi" (und höre dabei Musik von Alexandros Karozas:
"Hommage à Konstantinos Kavafis"). Eine beeindruckende Reise und eine
großartige Schilderung - wahrscheinlich das beste, was Miller je geschrieben
hat.
Wie immer, verlängert sich beim
Lesen meine Leseliste, statt kürzer zu werden. In diesem Fall kommen hinzu:
Lawrence Durrell natürlich (werde mir als Zypernfan zuerst "Bittere
Limonen" besorgen), dann unbedingt, nach Millers unglaublichen
Schilderungen: Giorgos Katsimbalis. Am Ende von Millers Buch, in dem
Katsimbalis eine große Rolle spielt, gibt es einen Brief von Lawrence Durrell,
der wohl die humorvollste Personenbeschreibung eines griechischen Dichters
überhaupt enthält. Sie hat auch das Titelbild meiner Ausgabe (rororo 758,
August 1965 bis März 1976) angeregt, nehme ich an.
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