Verschiedentlich habe ich in diesem Blog interessante Gastbeiträge
an meine Leser/innen weitergegeben, die für Schreibende interessant und
hilfreich sind. Diesmal habe ich die Fantasy- und Krimi-Autorin Mara Laue, die
auch den großartigen Ratgeber „Von der Idee zum fertigen Text“ verfasst hat,
gebeten, mir ihren Beitrag über das Hören zur Verfügung zu stellen, der sich
sehr gut zur Darstellung von witzigen und geistreichen Dialogen heranziehen
lässt und eine Menge über die menschliche Kommunikation verrät. Wer mehr über
Mara Laue und ihre Bücher erfahren will, wird auf www.mara-laue.de fündig.
Dieser Beitrag gehört zum Handwerk des Schreibens und eignet sich
hervorragend, um Konfliktszenen zu ver- oder entschärfen, ganz besonders die
zwischen Liebenden. Dieses Hörmodell"
wurde von Friedemann Schulz von Thun entwickelt.
Das Hören auf den vier Ebenen behandelt den Fakt, dass man
dieselbe Aussage auf vier verschiedene Weisen „hören“ = auffassen =
interpretieren kann.
Folgende Situation: Zwei Leute sitzen in einem Auto und fahren auf
eine Ampel zu. Sagt der Beifahrer zum Fahrer: „Die Ampel ist grün.“
Diese Aussage lässt sich nun auf verschiedene Weise vom Fahrer
auffassen bzw. interpretieren.
1. Sachlich
Der Fahrer blickt zur Ampel und sieht, dass sie tatsächlich auf
Grün geschaltet ist. Seine Reaktion: null oder „Stimmt!“ oder „Hast Recht.“
2. Als Appell
Der Fahrer interpretiert die Aussage als Appell des Beifahrers,
schneller zu fahren, damit man noch durchfahren kann, bevor die Ampel auf Rot
schaltet. Reaktion: null oder Druck aufs Gaspedal.
3. Als Selbstaussage des
Beifahrers über sich bzw. seinen „Gemütszustand“
Der Fahrer interpretiert aus dem Gesagten, dass der Beifahrer es
vielleicht eilig hat oder nervös ist und deshalb keine Lust oder keinen Nerv
hat, an einer roten Ampel ein paar Minuten zu warten. Reaktion: null oder Druck
aufs Gaspedal oder: „Sorry, ich fahre schon erlaubte Höchstgeschwindigkeit und
darf nicht schneller.“
4. Persönlich
Der Fahrer interpretiert die Aussage, dass die Ampel auf Grün
geschaltet ist, als an ihn bzw. gegen ihn persönlich gerichtet bzw. als Kritik
an seinem Fahrstil. Seine Reaktion in Gedanken oder laut: „Das sehe ich doch
selbst! Hält mich der Kerl ( = der Beifahrer) für blöd oder blind, dass er mir
das meint sagen zu müssen? Pass mal auf, Kerlchen, wenn dir nicht passt, wie
ich Auto fahre, dann kannste aussteigen und nach Hause laufen!“
Wenn ihr eure Protagonisten auf der Klaviatur dieser
vier Möglichkeiten spielen lasst, gibt das nicht nur herrlich lebendige
Konfliktszenen (bei Benutzung der persönlichen Schiene), sondern in der einen
oder anderen auch ebenso herrliche Situationskomik.
Stellt euch vor, was passiert, wenn jemand etwas tatsächlich als
Appell meint, sein Gegenüber es aber sachlich „hört“ und den Appell ins Leere
laufen lässt. („Schatz, der Kühlschrank ist leer!“ Appell: Schatz, geh
einkaufen! Schatzes Reaktion: „Stimmt.“ OHNE Anerkennung des Appells und
entsprechender Reaktion.) Oder wenn jemand etwas tatsächlich persönlich
meint und der andere darauf gar nicht „persönlich“, sondern sachlich reagiert.
(„Du Bastard!“ Bastrads Reaktion: „Stimmt, meine Eltern sind nicht verheiratet.
Aber heutzutage ist die Bezeichnung Bastard für nichteheliche Kinder längst
megaout.“ Und der Beleidiger würgt selbst an seinem Grimm, weil das Beleidigen
nicht geklappt hat.) Und so weiter.
Aus persönlicher Erfahrung mit Realsituationen kann ich euch
sagen, dass es sich
1. viel entspannter lebt, wenn man sich ganz bewusst darauf trainiert, manche Dinge ausschließlich nach ihrem Sachgehalt zu beurteilen, statt sie persönlich zu nehmen: Ist die gemachte Aussage sachlich zutreffend oder nicht? Wenn ja: „Stimmt!“ Wenn nicht, kann man den Sachverhalt (!) sachlich (!) korrigieren, und gut is’! (Klappt leider nicht immer, aber Übung macht auch hier eines Tages die/den Meister/in.)
1. viel entspannter lebt, wenn man sich ganz bewusst darauf trainiert, manche Dinge ausschließlich nach ihrem Sachgehalt zu beurteilen, statt sie persönlich zu nehmen: Ist die gemachte Aussage sachlich zutreffend oder nicht? Wenn ja: „Stimmt!“ Wenn nicht, kann man den Sachverhalt (!) sachlich (!) korrigieren, und gut is’! (Klappt leider nicht immer, aber Übung macht auch hier eines Tages die/den Meister/in.)
2. Falls einem tatsächlich jemand mit einer persönlich gemeinten
fiesen Bemerkung eins reinwürgen will, ärgert der sich erfahrungsgemäß dumm und
dusselig, wenn man ihn durch die Sachbetrachtung damit ins Leere laufen lässt!
Oder anders ausgedrückt: ICH entscheide, ob ich eine Aussage als Beleidigung
auffassen will oder nicht. („Dumme Kuh!“ Reaktion: „Wo?“)
In dem Sinn: Viel Spaß bei
der Anwendung der vier Hörebenen – im Roman wie im Leben.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Vielen Dank für Deinen Kommentar!